Ultraschall gegen Schädlinge

Ultraschall gegen Schädlinge

Ultraschall - Geheimwaffe oder Geldverschwendung?

Eine kleine Box die Ultraschallwellen aussendet wird im Internet als DIE Geheimwaffe gegen Schädlinge angepriesen. Versprochen wird viel: 100% Wirkung, umweltfreundlich und schadfrei - eine kostengünstige Alternative zur herkömmlichen Schädlingsbekämpfung. 

Wie soll es funktionieren?

Die Geräte senden hochfrequente Töne ab 20.000 Hertz aus, den sogenannten Ultraschall. Laut Herstellern sollen diese Töne auf das Nervensystem der Tiere wirken, hier vor allem Ratten und Mäuse, aber auch Marder und sie somit in die Flucht schlagen.

Auch Tauben soll angeblich der Nistplatz madig gemacht werden. Die Geräte schaffen somit eine akkustische Barriere, je nach Bauart, von mehreren Quadratmetern um den schützenswerten Bereich.

Soweit die Theorie.

Interessantes

Es gibt in der Natur viele Tiere, die sich des Ultraschalls bedienen, wie etwa Fledermäuse, Spitzmäuse aber auch Wale und Delphine. Sie dienen der Orientierung, Nahrungssuche und auch der Kommunikation.

Ultraschall gegen Ratten 

Ratten mögen Ultraschall nicht besonders und werden den „beschallten“ Weg zu ihrem Futter vielleicht meiden. Sie davon abzuhalten, ihre bekannten Futterplätze auszusuchen, schafft das Gerät nicht. Die Tiere suchen sich einfach „stillere“ Wege. Das Gerät verliert schließlich gänzlich seinen Nutzen, wenn die Tiere einmal bemerkt haben, dass der Schall nicht auf einen Feind oder eine Bedrohung hindeutet.

Ultraschall gegen Mäuse

Hausmäuse stören sich an den Geräte eher wenig. Sie benutzen selbst Ultraschall, um sich mit ihren Artgenossen zu unterhalten. Hier wird es höchsten für Unmut unter den Nagern sorgen. Wenn sie jedoch sichere Nist- und Futterplätze haben, wird auch das sie nicht vertreiben. Sie gewöhnen sich dann eher an den „Lärm“.

Ultraschall gegen Tauben

Völliger Unsinn ist Ultraschall gegen Tauben einzusetzen, da die Vögel nur Töne bis maximal 10.000 Hertz wahrnehmen können. Hören würden sie es schon einmal nicht. Angeblich sollen die Schallwellen selbst durch ihren Druck die Tiere vertreiben, was vielleicht einen kurzfristigen Erfolg bringen kann, aber langfristig, bei einem hohen Aufkommen an Tauben, keine Rolle spielt. Auch hier gewöhnen sich die Tiere an die veränderten Bedingungen.

Ultraschall gegen Marder

Dabei verhält es sich ähnlich wie mit den Ratten. Marder mögen es ruhig in ihrer Umgebung und das fremde Geräusch kann sie kurzfristig tatsächlich vertreiben. Haben sie sich aber den Dachboden als ihr Revier auserkoren, so geben sie ihn nicht so einfach auf. Sobald sie bemerken, dass keine Gefahr droht, nehmen sie ihr Revier wieder in Beschlag.

Keine Gefahr für Haustiere und Menschen?

Geworben wird vor allem auch mit den Slogans, die darauf hindeuten, dass es Haustiere nicht stört und Menschen nicht schadet. Das wiederum ist einfach falsch. Hunde und Katzen sind in der Lage, Ultraschall zu hören. Somit schadet der Einsatz der Geräte eher den eigenen Vierbeinern oder denen des Nachbarn und vertreibt sie aus ihrem eigenen Zuhause.

Erwachsene Menschen können Ultraschall zwar nicht mehr bewusst hören, doch unterbewusst können wir sie sehr wohl wahrnehmen. Professor Timothy Leighton von der Universität Southampton erforscht seit Jahrzehnten Ultraschallwellen und auch ihre Wirkung auf Menschen. Seiner Forschung nach sind Ultraschallwellen zwar nicht hörbar, können Menschen aber dennoch Schaden zufügen, wie etwa Kopfschmerzen, Übelkeit und auch Tinnitus. Auch Schlafprobleme gehören zu den Wirkungen.

Kinder sind dabei noch stärker betroffen, da sie, wenn sie ein gesundes Gehör haben, noch Töne bis zu 30.000 Hertz hören können. Auch hier traten neben den oben genannten Symptomen auch Konzentrationsschwäche und Schwindel auf.

Zwar fehlen hier noch tiefergehende Studien, dennoch warnt der Professor vor unvorsichtigen Gebrauch von Geräten, die Ultraschallwellen aussenden - nicht gemeint sind hier die medizinischen Geräte.

Fazit: Ultraschall als Schädlingsbekämpfungsmittel unbrauchbar

Würde das Gerät tatsächlich halten, was es verspricht, würden professionelle Schädlingsbekämpfer diese auch einsetzen und selbst zum Verkauf anbieten. Ultraschall ist keine wirksame Methode, um Schädlinge langfristig zu vertreiben. Im schlimmsten Fall vertreibt es nur die eigenen geliebten Vierbeiner und sorgt für nicht mehr so unbeschwerten Schlaf. Sollten sie vielleicht selbst eines dieser Geräte benutzen, machen sie den Versuch und stellen sie es ab.

Veröffentlicht am 24.05.2023

Mehr zum Thema

Beruf Schädlingsbekämpfer

Beruf: Schädlingsbekämpfer - Ein Kurzinterview mit Norbert Kissinger

Der Beruf des Schädlingsbekämpfers - komplex und herausfordernd und immer noch mit einigen Vorurteilen belastet. Ein Kurzinterview soll einen ersten Einblick in das umfangreiche Berufsfeld geben.

Warnung vor „falschen“ Schädlingsbekämpfern

Warnung vor „falschen“ Schädlingsbekämpfern

Leider haben Betrüger nun auch eine Masche gefunden, um im Bereich der Schädlingsbekämpfung gutgläubige Kunden um ihr Geld zu bringen. Gleichzeitig erleiden die seriösen Schädlingsbekämpfer eine Rufschädigung.

Kosten Schädlingsbekämpfung

Wer zahlt die Kosten für eine Schädlingsbekämpfung?

Wiederkehrende Kosten für Maßnahmen zur Vorbeugung vor einem Schädlingsbefall kann der Vermieter im Rahmen der jährlichen Betriebskostenabrechnung auf die Mieter umlegen.

Was ist biologische Schädlingsbekämpfung?

Was ist biologische Schädlingsbekämpfung?

Biologische und ökologische Maßnahmen zur Bekämpfung von Schädlingen werden von uns immer eingesetzt, wenn dies möglich und effektiv ist.

Pheromone für die Schädlingsbekämpfung

Pheromone für die Schädlingsbekämpfung

Pheromone als nützliches Mittel zur Schädlingsbekämpfung: Die Sexuallockstoffe weiblicher Tiere zahlreicher Insektenarten, locken Männchen ihrer Spezies an.

Wir sind auch in Ihrer Nähe!