Silberfischchen – uralte schüchterne Mitbewohner
Sie huschen blitzschnell über den Badezimmerboden oder tauchen plötzlich in der Badewanne auf: Silberfischchen (Lepisma saccharina). Für viele sind sie ungebetene Gäste, dabei gehören die flügellosen Insekten zu den ältesten Lebewesen ihrer Art auf der Erde – seit rund 300 Millionen Jahren existieren sie nahezu unverändert. Doch was genau sind Silberfischchen, warum leben sie in unseren Häusern, und wann werden sie wirklich zum Problem?
Ein Ur-Insekt mit Glanz und Geschichte
Silberfischchen gehören zur Ordnung der Zygentoma, auch Fischchen genannt, und sind damit sogenannte Urinsekten – Insekten also, die nie Flügel entwickelt haben. Weltweit sind etwa 500 Arten bekannt, in Mitteleuropa begegnet man fast ausschließlich dem Silberfischchen und seinen nahen Verwandten, dem Ofenfischchen (Thermobia domestica) und dem Papierfischchen (Ctenolepisma longicaudatum).
Der Name „Silberfischchen“ beschreibt sein Erscheinungsbild: Der schlanke, stromlinienförmige Körper ist mit feinen, silbrig schimmernden Schuppen bedeckt und erinnert in seiner Bewegung an einen schwimmenden Fisch. Erwachsene Tiere werden etwa einen Zentimeter lang, besitzen zwei lange Antennen und am Hinterleibsende drei fadenförmige Anhänge, die zur Orientierung dienen. Flügel gibt es keine – dafür sind sie blitzschnell und äußerst lichtscheu.
Leben im Verborgenen – und im Feuchten
Silberfischchen sind nachtaktiv und meiden das Licht. Tagsüber verstecken sie sich in Ritzen, hinter Sockelleisten oder unter losen Fliesen.
Am wohlsten fühlen sie sich in feuchtwarmen Räumen mit 20–30 °C und 80–90 % Luftfeuchtigkeit – also dort, wo wir selbst oft auf sie treffen: in Bädern, Küchen oder Waschkellern.
In Neubauten treten sie übrigens häufiger auf, weil frische Wände noch Feuchtigkeit enthalten – ein idealer Lebensraum für sie. In kalten, trockenen Umgebungen dagegen können sie sich nicht vermehren und sterben ab.
Was fressen Silberfischchen?
Ihr Speiseplan ist erstaunlich vielfältig. Silberfischchen ernähren sich von stärkehaltigen Stoffen und organischen Resten – darunter Kleister, Papier (Tapete), Zucker, Haare, Hautschuppen oder Hausstaubmilben.
Anders als oft vermutet, richten sie kaum Schäden an. Nur bei starkem Befall kann es durch Fraß an Papier, Tapeten oder Textilien zu kleinen Beschädigungen kommen. Ihr Auftreten kann aber ein Hinweis auf Feuchtigkeit oder Schimmel sein – denn sie fressen auch Pilzsporen und tragen damit sogar zur Reduktion von Schimmel bei.
Unterschätzte Nützlinge
So unangenehm ihr Anblick für manche ist – Silberfischchen sind keine Schädlinge im hygienischen Sinne. Sie übertragen keine Krankheiten, beißen nicht und gelten als ungefährlich. Im Gegenteil: Sie helfen indirekt bei der Wohnhygiene, indem sie Schimmelpilze, Milben und organische Rückstände beseitigen. Auch im ökologischen Kreislauf sind sie nützlich – Spinnen, Ohrwürmer und kleine Käfer ernähren sich von ihnen.
Silberfische und Co – ihre Verwandten im Überblick
Neben dem bekannten Silberfischchen gibt es noch einige verwandte Arten, die ebenfalls in Gebäuden vorkommen können:
- Papierfischchen (Ctenolepisma longicaudatum): Etwas größer (bis 15 mm), eher bräunlich gefärbt und liebt es trocken und warm. Es ernährt sich bevorzugt von Papier, Karton oder Tapeten und kann in Archiven, Bibliotheken und Lagerräumen erhebliche Schäden verursachen.
- Ofenfischchen (Thermobia domestica): Mag es noch heißer – 30–40 °C sind ideal. Es lebt vor allem in Bäckereien, Großküchen oder Heizungskellern und ist in Wohnräumen selten.
- Ameisenfischchen (Atelura formicaria): Eine seltene Art, die in Ameisennestern lebt und sich dort von Abfällen ernährt.
Wenn Sie weiße kleine Fischchen entdecken, dann ist es keine andere Art, sondern hierbei handelt es sich um Jungtiere, die noch nicht komplett ausgebildet sind.
Vorbeugen und Bekämpfen – wenn es doch zu viele werden
Einzelne Silberfischchen sind völlig unbedenklich. Wenn sie jedoch regelmäßig oder in größerer Zahl auftreten, steckt fast immer ein Feuchtigkeitsproblem dahinter.
Vorbeugende Maßnahmen:
- Lüften und Heizen regelmäßig, besonders in Bad und Küche
- Ritzen und Spalten abdichten – hier legen die Tiere ihre Eier ab
- Feuchtebereiche trocknen, eventuelle Wasserschäden beheben
- Putzgewohnheiten anpassen: Krümel, Zucker und Papierreste entfernen
- Bei starkem Befall: Eine dauerhafte Senkung der Luftfeuchtigkeit (unter 50 %) lässt die Population meist von selbst zurückgehen. Erst wenn dies nicht gelingt oder wenn es sich tatsächlich um Papierfischchen handelt, ist der Einsatz einer professionellen Schädlingsbekämpfung ratsam.
Fazit
Silberfischchen sind mehr als nur lästige Mitbewohner. Sie sind Zeitzeugen der Evolution, seit Jahrmillionen nahezu unverändert, anpassungsfähig und Teil unseres häuslichen Ökosystems. Ihr Auftreten kann zwar auf zu hohe Luftfeuchtigkeit hinweisen – doch anstatt in Panik zu geraten, lohnt sich oft ein zweiter Blick: Wer das Klima in seinen Räumen im Gleichgewicht hält, muss Silberfischchen nicht fürchten – und profitiert vielleicht sogar ein wenig von ihrer stillen Putzarbeit im Verborgenen.
Veröffentlicht am 01.12.2025