Das Berufsfeld Schädlingsbekämpfer
Ein Interview mit Norbert Kissinger - Geschäftsführer der Kissinger Schädlingsbekämpfung GmbH
Was in anderen Ländern zum guten Ton gehört, befindet sich in Deutschland immer noch in einer Grauzone der Gesellschaft, die mit Vorurteilen belegt ist: der Schädlingsbekämpfer oder besser das Auftauchen eben jener. Denn oft wird ein Schädlingsbefall mit Schmutz und mangelnder Hygiene in Verbindung gebracht und diese Vorurteile stigmatisieren die Menschen.
Doch ist es immer die Hygiene oder eben der Mangel? Was macht ein Schädlingsbekämpfer eigentlich genau? Ist es eher ein „schmutziges“ Geschäft und wo liegen die Herausforderungen. Norbert Kissinger, Geschäftsführer der Kissinger Schädlingsbekämpfung GmbH, gibt Antworten und erste Einblicke in das komplexe Berufsfeld.
Hat ein Schädlingsbefall also immer etwas mit Hygiene zu tun?
Tatsächlich sind diese Vorurteile immer noch fest in den Köpfen der meisten Menschen verankert. Das ist allerdings meist Blödsinn. In den seltensten Fällen ist eine mangelnde Hygiene der Grund für einen Befall mit Schädlingen.
Vielmehr gibt es eine Vielzahl von Faktoren, wie etwa umweltbedingte Einflüsse oder auch kontaminierte Lebensmittel, die als Ursachen ausgemacht werden können.
Hat dieses Vorurteil auch einen Einfluss auf Ihre Arbeitsweise?
Ja, doch. Als eine der wenigen Berufsgruppen in Deutschland sind wir relativ „anonym“. Anders als in anderen Ländern, wie etwa Großbritannien, Kanada oder auch Amerika, haben unsere Dienstwagen keine Werbung aufgedruckt und zeigen keinen Hinweis auf uns. In anderen Ländern gehört es schon zum guten Ton und wird als positives Zeichen gewertet, wenn der Kammerjäger vor der Tür steht.
Dabei vermindern regelmäßige Kontrollen das Risiko eines Befalls und im Ernstfall kann viel schneller gehandelt werden. Immerhin sind solche Vorbeugungsmaßnahmen für einige Unternehmen in Deutschland Vorschrift.
Und dennoch üben Sie diesen Beruf aus, was ist das Interessante daran?
Das Berufsfeld ist herausfordernder und interessanter, als es vielleicht auf den ersten Blick scheinen mag. Jeden Tag warten neue Herausforderungen und man weiß nie genau, was auf einen zukommt. Auf Grund der Globalisierung hat man es immer wieder mit neuen Arten zu tun und muss sich auf neue Umstände einstellen. Es wird nie langweilig. Es ist teilweise auch wie eine Detektivarbeit - wie verschaffen sich die Schädlinge Zutritt, wo haben sie sich versteckt.
Auf der anderen Seite stehen die Menschen und sie stellen immer wieder eine Herausforderung dar. Manche reagieren auf einen Befall hysterisch und dann steht erst einmal der Mensch im Mittelpunkt und weniger die Schädlingsbekämpfung. Ihn dann abzufangen und quasi zu trösten - so gesehen sind wir so manchmal auch kleine Seelsorger.
Inwieweit hat sich das Berufsfeld im Laufe der Jahre gewandelt?
Gerade im Bereich der Wirkstoffe ist die gesamte Produktpalette teilweise viel effektiver geworden als früher. Es wird nicht mehr nach dem Motto „viel hilft viel“ vorgegangen. Wenn es einen großflächigen Befall gibt, wird nicht mehr „wie wild herumgespritzt“, sondern an den richtigen Stellen beispielsweise Gel eingesetzt. Der ökologische Faktor ist viel ausgeprägter und Eingriffe in das natürliche Ökosystem werden somit auf das Notwendigste reduziert.
Veröffentlicht am 14.11.2023